Heimat- und Kulturverein der Gemeinde Igel
Im Jahr 1792 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die Igeler Säule und war tief beeindruckt von dem Denkmal. Seine Eindrücke hat er in seinen Tagebüchern festgehalten und sich sogar einen Abguss der Igeler Säule anfertigen lassen. Anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Besuches von Goethe an der Igeler Säule brachte der Heimatverein im Goethejahr 1992 die Publikation von Dr. Karl-Heinz Weichert „Goethe und die Igeler Säule“ heraus. Sie war lange Zeit vergriffen, bevor sie unser Verein im Jahr 2018 nachgedruckt hat. Sie ist im Rheinischen Landesmuseum und in unserer Geschäftsstelle erhältlich (s. Aktuelle Publikationen).
Im Jahr 2014 fasste der Gemeinderat Igel den Beschluss, den Platz vor Igeler Säule in „Goetheplatz“ umzubenennen.
Nachfolgend präsentieren wir einen Ausschnitt aus „Goethe und die Igeler Säule“:
Goethe in der Region Trier, in Luxemburg und in Frankreich
Aus Trier schrieb Goethe am 25. an Christiane Vulpius: "Wo das Trier in der Welt liegt, kannst du weder wissen noch dir vorstellen, das schlimmste ist, daß es weit von Weimar liegt und daß ich weit von dir entfernt bin... Ich bin hier ungefähr noch eine Tagreise von der Armee in einem alten Pfaffennest, das in einer angenehmen Gegend liegt. Morgen gehe ich hier ab und werde wohl übermorgen im Lager sein. " Goethe war in der Lage, aus der mißlichen Situation für sich auch positive Seiten zu gewinnen. Das deutete sich in einem am gleichen Tage geschriebenen weiteren Brief an seinen Kunstfreund und Hausgenossen J.H. Meyer an: "Die deutsche Welt ist leer an allem Echten. Doch wollen wir nicht ganz verzweifeln. Hier steht noch der Kern eines alten römischen Mauerwerks, der ganz trefflich ist. In der bekannten Art mit Ziegeln und Bruchsteinen wechselweise zu mauern. Eine Form kann man nicht zugleich dem Gebäude ansehen. Es war aber manigfaltig und gewiß schön, nach dem zu schließen, was man noch sieht. " Am 26. August reiste Goethe weiter in Richtung Luxemburg. Am Vormittag des gleichen Tages war er aber wohl noch zu Gast in der Trierer Lesegesellschaft, in deren Gästebuch Goethes Namenszug unter diesem Datum zu finden ist. Bei seiner Weiterfahrt nach Westen geriet er mitten in die Truppenbewegungen. Auf den Straßen ins Herzogtum Luxemburg herrschte lebhafter Verkehr, vor allem durch die preußischen Wagen, die den Nachschub von Euren ins Kriegsgebiet transportierten. Man kann leicht nachempfinden, daß Goethes Stimmung in dieser Situation gedrückt war. Ein unerwartetes Stimmungshoch stellte sich bei ihm ein, als er durch das Dorf Igel fuhr, das damals noch zu Luxemburg gehörte. Der luxemburgische Chronist N. Hein beschreibt diesen Augenblick so: "Ein seltener Glücksfall überrascht Goethe schon gleich beim ersten luxemburgischen Dorf: Die Igeler Säule, das römische Grabdenkmal der Secundinier, das um 200 n.Chr. errichtet worden ist." Goethe selbst, der seine Erlebnisse in den Tagebuchaufzeichnungen "Campagne in Frankreich" erst 1820, also fast 30 Jahre später, anhand von Erinnerungen, Aufzeichnungen und Tagebuchnotizen des Kämmerers Wagner niedergeschrieben hat, sieht diese erste Begegnung mit der Igeler Säule so: "Auf dem Wege von Trier nach Luxemburg erfreute mich bald das Monument in der Nähe von Igel. Da mir bekannt war, wie glücklich die Alten ihre Gebäude und Denkmäler zu setzen wußten, warf ich in Gedanken sogleich die sämtlichen Dorfhütten weg und nun stand es an dem würdigsten Platze. Die Mosel fließt unmittelbar vorbei, mit welcher sich gegenüber ein ansehnliches Wasser, die Saar, verbindet; die Krümmung der Gewässer, das Auf- und Absteigen des Erdreiches, eine üppige Vegetation geben der Stelle Lieblichkeit und Würde. Das Monument selbst könnte man einen architektonisch-plastisch verzierten Obelisk nennen. Ersteigt in verschiedenen künstlerisch übereinander gestellten Stockwerken in die Höhe, bis er zuletzt in einer Spitze endigt, die mit Schuppen ziegelartig verziert ist und mit Kugel, Schlange und Adler in der Luft sich abschloß. Möge ein Ingenieur, welchen die gegenwärtigen Kriegsläufe in diese Gegend führen und vielleicht eine Zeitlang festhalten, sich der Mühe nicht verdrießen lassen, das Denkmal auszumessen und insofern er ein Zeichner ist, auch die Figuren der vier Seiten wie sie noch kenntlich sind, uns überliefern und erhalten. Wie viele traurige bildlose Obelisken sah ich nicht zu meiner Zeit errichten ohne daß irgendjemand an jenes Monument gedacht hätte. Es ist freilich schon aus einer späteren-Zeit, aber man sieht immer noch die Lust und Liebe, seine persönliche Gegenwart mit aller Umgebung und den Zeugnissen von Tätigkeit sinnlich auf die Nachwelt zu bringen. Hier stehen Eltern und Kinder gegeneinander. Man schmaust im Familienkreise; aber damit der Beschauer auch wisse, woher die Wohllebigkeit komme, ziehen beladene Saumrosse einher, Gewerb und Handel wird auf mancherlei Weise vorgestellt. Denn eigentlich sind es Kriegscommissarien, die sich und den ihren dies Monument errichteten, zum Zeugnis, daß damals wie jetzt an solcher Stelle genügsamer Wohlstand zu erringen sei. Man hatte diesen ganzen Spitzbau aus tüchtigen Sandquadern rohübereinander getürmt und alsdann wie aus einem Felsen die architektonisch plastischen Gebilde herausgehauen. Die so manchem Jahrhunderte widerstehende Dauer dieses Monuments mag sich wohl aus einer so gründlichen Anlage herschreiben. " Goethe konnte nur kurz an der Igeler Säule bleiben…
Martinsumzug vor dem Goethe Platz