Agulia e.v.

Heimat- und Kulturverein der Gemeinde Igel

Igeler Säule

Mit der Igeler Säule als imposantes und geschichteerzählendes UNESCO-Welterbedenkmal haben sich schon viele Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven beschäftigt. Auch Agulia hat in der Vergangenheit einen intensiven Blick auf das Denkmal geworfen. Mit „Die Geheimnisse der Igeler Säule“ (s. Aktuelle Publikationen) wurden erstmals in anschaulicher, für den Laien verständlicher Weise die zahlreichen Reliefs auf der Igeler Säule dargestellt und erläutert.
In seinem auch für die Forscherwelt interessanten Beitrag hat Dr. Karl-Heinz Weichert mit seinem Beitrag „Was ist es, was der Säule Welt im Inneren zusammenhält?“ in der säulenpost (Nr. 3 2021, S. 16-19) einen spannenden Blick in das Innere der Igeler Säule geworfen (siehe PDF hier). 
In seinem Aufsatz (säulenpost Nr. 3 2021, S. 24-27) über den Aufenthalt von Victor Hugo thematisiert Dr. Karl-Heinz Weichert das älteste bekannte Foto der Igeler Säule. Der Beitrag kann hier abgerufen.
Nachfolgend veröffentlichen wir als kleine Einführung den von Dr. Karl-Uwe Mahler (Rheinisches Landesmuseum Trier) im Jahr 2022 überarbeiteten Text zur Igeler Säule auf der Informationstafel am Gemeindehaus (s. Foto):

Igeler Säule
Die Igeler Säule ist das besterhaltene römische Pfeilergrabdenkmal nördlich der Alpen. Sie wurde von der Tuchhändlerfamilie der Secundinier in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts erbaut. Das ursprünglich farbig gestaltete Denkmal hatte neben der Erinnerung an die Toten der Familie auch den Zweck, „werbend“ auf das Tuchgeschäft der Secundinier hinzuweisen.

Die Gesamthöhe des Grabmals beträgt 23 Meter. Es hat folgenden Aufbau:
Basis (Stufen) (I), Sockel (II), Hauptgeschoss (III), Fries (IV), Attika (V), Giebel (Dreieck) (VI). Den Abschluss bildet eine Darstellung der Entführung des Ganymed durch den Adler des Jupiter. Die Inschrift des Hauptbildes (III Süd) sagt einiges über die Lebenden und Verstorbenen der Secundinier aus:
Den Todesgöttern
Dem Publius Aelius (?) Secundinius, ihrem Vater, ehemaligen kaiserlichen Veteran-
Freiwilligen, dem Sec.. und …, Söhnen des Secundinius Securus, der Publia Pacata,
der Gemahlin des Secundinius Aventinus, schließlich dem Lucius Saccius Modestus
und seinem Sohn Modestius Macedo haben die Lucier Secundinius Aventinus und Secundinius
Securus als ihren verstorbenen Anverwandten und für sich selber, um
es zu ihren Lebzeiten schon zu besitzen (dieses Denkmal) errichten lassen.


Das Relief darüber zeigt den Abschied des zweiten Sohnes von seinem Vater Securus und dessen Bruder Aventinus. Darüber waren in Medaillons andere Angehörige der Familie zu sehen. Auf den übrigen Seiten des Hauptgeschosses (III) sind – ebenso wie in den Giebeldreiecken – mythologische Darstellungen abgebildet: Achilles (Ost); Himmelfahrt des Herkules (Nord); Perseus und Andromeda (West).

Die schmalen Friese (IV) der Igeler Säule zeigen Szenen des häuslichen Lebens der Secundinier. Dazu gehört die gut erhaltene Küchenszene (Ost): Diener bereiten Speisen zu.

Das Familienmal (IV Süd) zeigt die Secundinier bei einer Mahlzeit: Links bereiten zwei Diener Getränke zum Servieren vor. Rechts wird Geschirr abgewaschen. Auf dem Fries an der Westseite sehen wir Landpächter, die ihre Pacht abliefern: Hasen, Fische, ein Lamm, einen Hahn und Früchte.

Die Kontorszene der Attika (V Ost) zeigt die Geldabgabe der Pächter. Bei der Tuchprobe (V Süd, II Süd) wird Tuch abgeliefert, geprüft und registriert.

Mehrere Reliefs haben Warentransporte zum Inhalt. Ein von Pferden gezogener vierrädriger Lastenwagen hat einen riesigen Tuchballen als Ladung (II West). Der auf der Nordseite befindliche Fries zeigt einen Warentransport mit Packpferden über ein Gebirge (IV Nord). Auf zwei Stufenreliefs sind Treidelszenen abgebildet (I Nord, West).

In einem Relief findet sich eine Entfernungsangabe zur Stadt Trier: der römische Reisewagen (V West) passiert einen Meilenstein mit der Angabe L IIII (4 Leugen = ca. 9 km) nach Trier.

Seine Erhaltung verdankt das Grabmal einer mittelalterlichen Legende, wonach das Hauptbild auf der Südseite als Vermählung des Constantius Chlorus mit der heiligen Helena, der Mutter des Constantinus gedeutet wurde. Hierdurch genoss das Monument den Schutz der katholischen Kirche.

Aufgrund ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung wurde die Igeler Säule zusammen mit acht weiteren Bauwerken in Trier 1986 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

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