Agulia e.v.

Heimat- und Kulturverein der Gemeinde Igel

50er Jahre


Sonntag Lätare und – Kleiner Grenzverkehr. Grenzübergang für die Bewohner an der luxemburgischen Grenze (TV vom 14.03.1950)
Lätare, der Sonntag nach Mittfasten, ist vielerorts an der Mosel und in der Eifel noch einmal ein großer Tag für die Jugend in Anlehnung an die vergangenen Fastnachtstage. In I g e l besteht der Brauch, daß die Jungen ihren Mädchen Brezeln verehren. Das Maß der Zuneigung ist aus der Größe der Brezel ersichtlich. Die Mädchen revanchieren sich ihrerseits Ostern durch Schenken von Ostereiern. Noch mehr als bei uns steht dieser Sonntag bei unsern Nachbarn im „Ländchen“ als ein Tag des Frohsinns hoch im Kurs. Auf den Straßen, in den Gaststätten und Tanzsälen bewegt sich ein bunter Mummenschanz. Noch einmal flackert die Freude auf, die dann im Ernst der letzten Wochen der Fastenzeit gänzlich verstummt. Maske und Tanz an diesem Fastensonntag haben einen viel tieferen, kultischen Sinn als nur den, dem Vergnügen zu huldigen. Es gilt, den Sieg des Frühlings über den Winter zu feiern. Bereits im 10. Jahrhundert griff die Kirche diesen Gedanken auf. Der Papst trug bei der feierlichen Stationsprozession eine Blüte, in späteren Jahren eine künstlerisch angefertigte goldene Rose. Daher auch die rosaroten Paramenten an Lätare statt der violetten. Die goldene Rose, die der Papst an Lätare weiht, ist innen hohl. Bei der Weihe derselben wird das Innere durch ein zurückschiebbares Rosenblättchen geöffnet und mit wohlriechendem Balsam und Moschus gefüllt. Eine Bulle (päpstl. Urkunde) Leos IX. (1049— 1051) erwähnt zum erstenmal die goldene Rose. Für erteilte Privilegien verlangte er vom Kloster Heiligkreuz im Elsaß die Uebersendung derselben. Der Papst trug sie bei der Stationsprozession vom Lateran nach S. Croce (eine der sieben Pilgerkirchen Roms) und hielt sie auch während der Messe in der Hand. Nach dem Evangelium hielt er vom Ambo (kanzelartiges Pult am Abschluß des Chores) eine Ansprache an das Volk. Von Innozenz III. (1198- 1216) ist noch eine solche Rede erhalten, in der er den Sonntag Lätare als Sonntag der Freude bezeichnet, zum Zeichen der Freude werde die goldene Rose geweiht. Auch auf dem Rückwege zürn Lateran trug der Papst die Rose und schenkte sie einer um die Kirche sich verdient gemachten höheren Persönlichkeit. Diese Zeremonie ist auch heute noch üblich. Der Grenzbevölkerung ist das frohe Treiben an Lätare auf der anderen Seite der Sauer’ aus eigener Erfahrung in früheren Jahren noch wohl in Erinnerung. Den fünf Gemeinden des Amtsbezirks Trier-Land — Igel, Zewen, Liersberg, Langsur und Mesenich — wird es möglich sein, am Sonntag diesen Brauch mitzuerleben. Der Grenzübergang ist den Bewohnern dieser Gemeinden gestattet. Der persönliche Ausweis, der auf Antrag ausgestellt wird, gilt nur am Lätaresonntag für die Zeit von 13 bis 20 Uhr. Damit ist der „Kleine Grenzverkehr“ — wenn auch nur für wenige Stunden — erstmalig nach dem Kriege wieder eingerichtet. Es wäre zu wünschen, daß der „schüchterne Versuch“ der Annäherung bald zu einem Dauerzustand würde, um die freundnachbarlichen Beziehungen der beiden stammverwandten Völker weiterhin zu vertiefen.

Gemeinderat beriet und beschloß. Etat 1950/1951 genehmigt - Straßensorgen - Fluchtlinienplan liegt auf (Trierische Landeszeitung vom 26.09.1950)

In seiner letzten Sitzung, die Bürgermeister Scharfbillig im Beisein von Amtsbürgermeister Weibler leitete, berieten die Gemeindeväter den Haushaltsplan für das laufende Rechnungsjahr. Unter dem Gesichtspunkte größtmöglicher Sparsamkeit sind die Positionen auskalkuliert. Trotzdem balanciert der Etat in Einnahme und Ausgabe mit der stattlichen Summe von 46 000 DM. Nach eingehender Erläuterung durch den Amtsbürgermeister wurde er vom Gemeinderat gebilligt und angenommen. Die Gemeindeumlagen wurden in diesem Jahre gesenkt, die Grundsteuer A von 240 auf 200 Prozent, Grundsteuer B von 250 auf 220 Prozent. Viel Unwille und wiederholte Besprechungen hat der Zustand der Trierer Straße verursacht. Durch den Anschluß des Ortes an das Gruppenwasserwerk mußte die Straße zum Legen der Leitung seinerzeit aufgebrochen werden Die Straßenrinne wurde aber nicht mehr in vorschriftsmäßiger Form wiederhergestellt, so daß die Abwässer eines Metzgereibetriebes vor den Häusern stehen bleiben und besonders bei wärmerer Witterung üblen Geruch verbreiten sowie eine ideale Brutstelle für Fliegen und anderes Ungeziefer bilden. Einstimmig waren die Gemeinderäte der Ansicht, daß aus hygienischen wie ästhetischen Gründen die verantwortlichen Stellen den Übelstand baldigst zu beseitigen hätten. — Ein ebenso unhaltbarer Zustand ist die Fahrbahn der Moselunterführung zwischen Moselstraße und Moselufer-Fähre. Wegen übergroßer Militärfahrzeuge mußte seinerzeit die Fahrbahn etwa 30 cm tiefer gelegt werden. Pflaster und Packlage wurden durch OT.-Leute aufgerissen und entfernt, um die nötige lichte Höhe des Tunnels zu erhalten. Das dann nach Kriegsende provisorisch gesetzte Pflaster konnte dem regen Fahr- und Autoverkehr nicht standhalten. Löcher, Pfützen und Wassergerinnsel machen die Durchfahrt bei regnerischem Wetter kaum passierbar. Unterhaltspflichtig für die Unterführung ist die Bundesbahn. Auf öftere Eingaben hin hat diese nun einen Kostenzuschuß von 1000,— DM zu dem Projekt bewilligt, das jedoch auf 2500,— DM veranschlagt ist. Der starke Fußgängerverkehr von und zur Fähre erfordert schnelle Abhilfe des Übelstandes. Die Aufschließung neuen Baugeländes war für Igel eine schwierige Sache. Die Bevölkerungsstruktur des Ortes hat in den letzten Jahren eine wesentliche Umschichtung erfahren. Ständige Zunahme des Bevölkerungsteils, die sich nicht mehr von Landwirtschaft ernährt, erforderte einen größeren Bedarf an Wohnungen, der nur durch Erschließung billigen Siedlungsgeländes befriedigt werden kann. An der Bundesstraße 49 Trier—Luxemburg sind keine geeigneten preiswerten Baustellen mehr vorhanden. Die weitere Ausdehnung des Ortes nach Osten (Richtung Trier) ist nicht erwünscht. Auf Grund vieler Besprechungen und Geländebesichtigungen unter Hinzunahme von Fachleuten hatte die Gemeinde die Ausarbeitung eines Fluchtlinienplanes in Auftrag gegeben. Er liegt nun vor und kann als eine sehr glückliche Lösung angesehen werden. Das Siedlungsgelände erstreckt sich nördlich der Ortslage und östlich vom Friedhof auf den Distrikten „Auf der Hell“ und „Weisley“. Es liegt in einem Hang, besteht aus kleinen Gärten und Obstparzellen, an die der Wald anschließt Die neu anzulegende Straße soll eine Breite von 5 m und beiderseits eine Halbrinne von je 50 cm erhalten. Die Baugrundstücke an der Nordseite der Straße erhalten Vorgärten von 4 m Tiefe, während die dorfseits gelegene Wegegrenze gleichzeitig Baufluchtlinie sein wird. Die Gesamtlänge der Straße wird 700 m betragen, die Baukosten sind auf 80 000,— DM veranschlagt. Einheimische wie auswärtige Interessenten werden es begrüßen, daß der Fluchtlinienplan vorliegt (derselbe liegt zu jedermanns Einsicht 4 Wochen beim Bürgermeister in Igel auf), der ihren Eigenheimwünschen reiche Möglichkeiten zur Verwirklichung bietet. Abgesehen von der günstigen wirtschaftlichen Lage unserer Gemeinde (unmittelbare Nähe der Bezirksstadt, unweit des handelsfreudigen „Ländchens“, beste Zugverbindungen usw.) ist die herrliche Lage, die die Häuser an der neuen Straße haben werden, besonders hervorzuheben: neben der bekannt geschützten Lage Igels der weite, freie Blick nach Osten, Süden und Westen ins schöne Mosel- und Saartal. Der Gemeinderat beschloß den Ankauf des zum Bau der neuen Straße erforderlichen Geländes.

Hell wurde es "Auf der Hell" (Trierische Landeszeitung vom 15.12.1950)

Die Bewohner der Neubauten „Auf der Hell“ hatten bis vor kurzem sich mit der Beleuchtung ihrer Wohnungen behelfen müssen. Petroleumlampen und Kerzenlicht kamen wieder zu Ehren. Nun stiegen Elektromonteure den Leuten „aufs Dach“, montierten Masten am Hause fest und zogen dann die Licht, Kraft und Wärme bringenden Drähte von der Hauptleitung zu den Häusern. Damit haben auch die „Auf der Hell“ es nun hell und behaglich in ihren neuen, schönen Heimstätten.

Obst- und Gartenbau vor neuen Aufgaben. Umstellung im Kernobstbau rentabel - Ohne Bodenuntersuchung kein Fortschritt (Trierische Landeszeitung vom 05.12.1951)
Gelegentlich der Versammlung des Obst-und Gartenbauvereins machte Obstbauinspektor Forster (Trier) bemerkenswerte Ausführungen über eine rentablere Gestaltung des Obstanbaues. Wie die Ausstellungen und Versteigerungen in diesem und vorigen Herbst gezeigt haben, werden von den Verbrauchern besonders Spitzensorten des Kernobstes gesucht. Ein fester Kundenkreis für Ia-Ware hat sich in den beiden Jahren bereits gebildet. Die Lehrfahrt ins rhein-pfälzische Obstanbaugebiet, wo bekanntlich Höchsterträgnisse an Qualitätsobst geerntet werden, hat gezeigt, daß besonders die Igeler Gemarkung die Voraussetzung bietet, erstklassiges Obst zu erzeugen. Das Igeler Anbaugebiet hat kräftige Böden und vor allem die nötigen Niederschläge. Die Natur drängt geradezu die hiesigen Züchter, sich mit Edelobstanbau auf breiter Basis zu befassen. Für den besseren Kernobstbau kommt aber nur der Buschbaum in Frage, während dem Wirtschaftsobst der Hochstamm vorbehalten bleibt. Als Anbausorten empfahl Inspektor Forster das „goldene ABC“ im Obstbau — Ananas, Berlepsch, Coks —. Diese Spitzen waren bereits am Nachmittag des ersten Ausstellungstages restlos verkauft und erzielten Preise von 75 bis 85 DM pro Zentner. — Baumpflege. Pflanzabstand, Düngung sowie Schädlingsbekämpfung wurden eingehend erörtert. Das Anlegen von Leimringen darf nicht versäumt werden (auf einem solchen Fanggürtel befanden sich 50 Frostspannerraupen). Die Winterspritzung soll ebenfalls einsetzen. — Für Erdbeerkulturen und Gartenbauer hat sich auch die künstliche Bodenbedeckung in der Praxis bestens bewährt. Das bestellte Gelände wird mit Torffasermull zugedeckt. Weiteres Hacken sei dadurch überflüssig, da die Torflage den Boden „mäß“ erhalte und Verkrusten und Austrocknen verhüte. — Kein fortschrittlich eingestellter Obst- und Gartenbauer kann ohne Bodenuntersuchung auskommen. Die Kosten sind so gering, daß sie sich reichlich lohnen. — Alle Interessenten werden auf den Anfang Dezember stattfindenden Kursus im Obstbaumschnitt hingewiesen, der in Igel abgehalten wird.

Musikfreundschaft Igel- Born (Trierische Landeszeitung vom 06.12.1951)

Schon seit Jahrzehnten halten der Musikverein „Lyra“ Igel und sein „Bruderverein“ in Born (Luxemburg) treue Freundschaft. Grund dazu ist die langjährige Dirigentenschaft von Willi Deutschen, dem Stabführer, in Luxemburger Musikvereinen. Diesmal hatte man sich etwas besonders Originelles ausgedacht. Die Borner brauchten zündkräftige Büttenredner und die Musikanten von der „Säule“ schickten ihre besten Kräfte: den , Reis Mich, Oskar. Franz, Gisela — und nicht zu vergessen den Trumpfheller (der stammt direkt aus „Meenz“). Für die Borner war es interessant, wie die Igeler an einen Mainzer Prominenten kommen konnten. Die Igeler legten in Born tüchtig los und zogen alle „Register ihres Witzes“. Der Erfolg blieb auch nicht aus.

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